The Witcher 2 – Review (Veraltete Testmethode)

Titel: The Witcher 2: Assassins of Kings
Plattform: PC, PS3, XBox 360
Entwickler: CD Projekt
Publisher: NAMCO BANDAI Partners Germany
Genre: Rollenspiel
USK/PEGI: Ab 16 / 18+
Spieler: Offline 1 / Online –
Release: 17.05.2011
Offizielle Seite

Mit dem ersten Teil von The Witcher schickte CD Projekt ein Rollenspiel ins Rennen, das erwachsener nicht hätte sein. Vorbei die Zeiten mit niedlichen Elfen oder ulkigen Trollen. Die Geschichte um Geralt soll düster und tiefgründig sein. So tiefgründig das nun The Witcher 2 viele Fragen klären muss und das Epos weiterführt. Ob die Fortsetzung ein richtiger Konkurrent ist zu Skyrim und Konsorten, zeigt euch unsere Review.

Die schwere Last des Hexers

Schon im ersten Ableger hatte Geralt von Riva jede Menge Schwierigkeiten am Hals. Und als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, verdoppeln sich diese in der Fortsetzung und der Hexer steht wieder mal zwischen den Fronten. Neben dem bekannten Gedächtnisverlust und seinen Albträumen, muss er sich nun zum allen Übel auch mit einem Attentäter anlegen der es auf Könige absieht.

Soweit verrät das auch schon der Titel „Assassins of Kings.“ Weiter werden wir jetzt aber nicht spoilern, denn es wäre ungemein schade für euch. Ein paar Kleinigkeiten (ohne Spoiler) nehmen wir aber trotzdem noch vorweg. Das Prologue ist eines der Besten in der Rollenspiel-Geschichte. Besonders die Tragik um Geralt im weiteren Verlauf ist fast schon einzigartig. Nur ein Mass Effect 2 kann auf dem gleichen erzählerischen Level mithalten. Und selbstverständlich haben viele Entscheidungen wieder ihre Konsequenzen, mal kleine, mal größere, aber immer komplex und unvorhersehbar. Genau das ist es was The Witcher 2 ausmacht. Ihr erlebt eine Geschichte, sie wird nicht einfach nur erzählt wo der Ausgang schon erkennbar ist. Ein Gut oder Böse werdet ihr nicht finden, es liegt an einem selbst wie ein Charakter interpretiert wird. So ist man urplötzlich ein Teil der Story und bestimmt in gewisser Hinsicht wie es weitergeht, ohne sich dabei verloren zu fühlen. Denn CD Projekt verstand es gut einen Leitfaden zu integrieren, der zwar vorhanden ist, aber nicht eingrenzend wirkt.

Große Kritik kann man an der Erzählung kaum machen. Wenn überhaupt, dann das es sich im Mittelteil etwas hinzieht, was dennoch im Rahmen bleibt. Generell ist The Witcher 2 kürzer als sein Vorgänger. Was ehrlich gesagt gut ist, so wird auf krasse Längen verzichtet. Ungefähr 30 bis 40 Stunden wird euch das Abenteuer beschäftigen. Wobei zu erwähnen ist, das es sich extrem lohnt The Witcher 2 des öfteren durch zu spielen. Bei verschiedensten Handlungsabläufen, Entscheidungen und mehreren Enden, bleibt es für euch immer wieder spannend. Zudem besucht ihr bei einer anderen Story-Entwicklung auch andere Orte und lernt somit auch andere Charaktere kennen die ihr beim ersten spielen nicht angetroffen habt. Kurz um, in Punkto Geschichte, Vielfalt und Ausarbeitung, legt The Witcher 2 die Messlatte sehr hoch für kommende Rollenspiele.

Auch die Quests suchen momentan ihres gleichen. Kaum ein Rollenspiel hat so verstrickte Aufgaben, die noch dazu mit einer Story verbunden sind. Selbst die Nebenbeschäftigungen haben immer wieder einen Bezug zur Hauptgeschichte. Dabei wird hier gut die Balance zwischen kämpfen und Gespräche mit NPCs gehalten. Letzteres ist sowieso wahnsinnig gut umgesetzt. Es sind nicht einfach nur Dialoge die runter geklickt werden, viele Unterhaltungen erfordern es einfach das man überlegt bevor man eine Antwort gibt. Schließlich kann eure Entscheidung viel bewirken, auch wenn es im ersten Moment nicht den Anschein macht. Umsonst herumlaufen, oder stupide Quests sind in The Witcher 2 also so gut wie nicht vorhanden. Auflockerung gibt es aber trotzdem, bei einer gepflegten Partie Würfeln oder Boxen. Ach ja! das Thema Sex haben wir da ja auch noch. Hierbei sind eure Antworten in dementsprechenden Gesprächen von entscheidender Wichtigkeit ob ihr zu einem Schäferstündchen kommt oder nicht. Im schlimmsten Fall bekommt ihr eine geknallt, wie gesagt „alles hat Konsequenzen.“

Silber oder Stahl? Geralt hat die Wahl

Das Kampfsystem von The Witcher 2 hat sicher die größte Änderung bekommen neben der technischen Umsetzung (dazu kommen wir gleich). Zwar ist es noch immer ein aktives und dynamisches Kämpfen, aber mit viel mehr taktischer Tiefe. Gerade diese Taktik erschließt sich im ersten Moment gar nicht, wenn aber drei böse Buben Geralt umzingeln und ihr wild auf die Maustaste hämmert, werdet ihr schnell sehen das ihr den Kürzeren zieht. Für Menschen empfiehlt es sich zur Stahlklinge zu greifen, während Monster mit einer Silberklinge vermöbelt werden sollten. Egal ob Stahl oder Silber, es kommt vor allem auf das richtige Timing an um aus den Gefechten erfolgreich raus zu gehen. Timing war im ersten Teil zwar auch schon Voraussetzung, doch bestimmt ihr jetzt selbst wie und wann ihr mit eurem Schwert zuschlägt. Mit WASD wird Geralt gesteuert und die Maus dient für Kamera und besagtes Schwert respektive andere Waffen. Je nach Richtung führt der Hexer unterschiedliche Moves aus. Wie ihr die bewerkstelligen möchtet bleibt jetzt weitergehend euch überlassen. Drückt ihr kurz und schnell dann kommen auch agile Combos, bleibt ihr hingegen länger auf der Taste, werden die Angriffe langsamer aber dafür mit höherer Durchschlagskraft. Je nach dem wie Geralt dann zusätzlich steht, führt er unterschiedliche Variationen aus. Mit der rechten Maustaste könnt ihr zusätzlich noch zu einem schweren Schlag ausholen. Zudem ist Blocken und abrollen jetzt ein elementarer Bestandteil in den Kämpfen. Ab Schwierigkeitsgrad „Normal“ wird euch das Spiel bereits einiges abverlangen. Ohnehin ist The Witcher 2 nichts für Neueinsteiger, denn das Tutorial bleibt nur sehr oberflächlich.

Das mag auf diese Weise etwas ungewohnt sein, nach kurzer Einspielzeit macht das aber richtig Spaß und stellt keinerlei Probleme mehr da. Eine negative Seite haben die Kämpfe dennoch, ihr steuert den Hexer ausschließlich aus der 3rd Person Perspektive. Eine Isometrische und Hybrid-Kamera gibt es leider nicht mehr. Prinzipiell stellt das kein Problem da, wären nicht manchmal die Wände in geschlossenen Räumen im Weg. Denn im Eifer des Gefechtes habt ihr nicht immer allzu viel Zeit um die Kamera korrekt auszurichten. So geht an bestimmten Stellen die Übersicht etwas verloren, da ein Fixpunkt nicht mehr vorhanden ist.

Eine bisschen hiervon und ein bisschen davon

Abgesehen von Waffen verlässt sich der Hexer natürlich auch wieder auf Magie um zum Beispiel zu betäuben oder per Feuer mehrere Gegner von sich fern zu halten . Wobei das nur als Ergänzung dienen soll, Geralt ist nach wie vor ein Kämpfer. Deswegen solltet ihr unbedingt eure Ausrüstung stetig verbessern. Rohstoffe wie Erze, Holz. Stoff oder Leder kann man kaufen oder ihr findet sie bei den Streifzügen durch die Landen. Für ein Entgelt und vorausgesetzt ihr seid im Besitz einer Skizze der jeweiligen Waffe, bastelt euch der Handwerker so ein besseres Schwert oder eine neue Rüstung, Tut dies so oft wie möglich, denn die Gegner lassen meist nichts wertvolles außer kleine Gegenstände und Kräuter liegen.

Apropos Kraut, große Bedeutung hat auch die Allchemie wieder. Mit einem Rezept und Zutaten die von Pflanzen, Kräutern und Kreaturen stammen, braut ihr so euren gewünschten Trank. Wer will kann auch experimentieren, darf sich dann aber nicht wundern wenn das Schlückchen hoch toxisch ist oder eine abnormale Nebenwirkung hat. Die Tränke sollte man ohnehin mit bedacht zu sich nehmen. Denn alles was der Hexer runterkippt vergiftet ihn mal mehr mal weniger. Manchmal kann das auch so stark werden das erst ein Entgiftungstrank nötig ist, also Obacht. Zusätzlich können auch Öle hergestellt werden die Waffen aufwerten. Es versteht sich natürlich von selbst das ihr nicht während des Kampfes eure Braukunst ausübt. Das macht ihr bei einer schönen Meditation, die übrigens auch entgiften kann.

Selbstverständlich ist ein Hexer aber nur so gut wie das was er lernt. Hierbei handelt es nicht um aktivierbare Fähigkeiten, sondern um Modifikationen der Kampffähigkeiten und der sechs Zauber die zur Verfügung stehen. Soll heißen, ihr könnt bereits alles von Anfang an, müsst dies aber ausbauen. Mit dem neuen System wirkt das zwar recht vereinfacht, erleichtert aber das aufwerten und ihr behaltet damit besser die Übersicht. Aus einem kleinen unbedeutenden Skill, kann so eine Fähigkeit entwickelt werden die später verheerenden Schaden anrichtet. Hier lautet die Devise „dran bleiben“ euer
Hexer wird äußerst mächtig sein.

„Das schönste Rollenspiel“ gewagte Aussage

CD Projekt hat im Vorfeld ja große Töne von sich gegeben mit der Aussage „The Witcher 2 wird das hübscheste Rollenspiel.“ Bis auf einige Abstriche haben die Entwickler nicht übertrieben. Gut, wir wissen jetzt nicht wie Skyrim oder Mass Effect 3 in der finalen Fassung aussehen wird. Aber bis dato gibt es kein Rollenspiel mit vergleichbarer Grafikpracht als The Witcher 2. Besonders Burgen und Städte, aber auch Berge oder Wälder sehen mit scharfen Texturen und einer großartigen Weitsicht verdammt gut aus. Da ist es auch zu akzeptieren das die Mimik der Charaktere etwas Steif wirkt. Besonders die Zwischensequenzen überzeugen aber wieder in jeder Hinsicht. Gerade weil sie nicht einfach eingeblendet werden, sondern in einem Fluss mit Dialogen, Quests oder jeder anderen Situation sind. Auf diese Weise wirkt das alles sehr Cineastisch.

Einen wesentlichen Teil für die großartige Qualität der Cinematics, trägt der phantastisch komponierte Soundtrack. Ohnehin bewegt sich der Sound des Rollenspiels ebenfalls auf hohen Niveau. Bis auf wenige Aussetzer in der Spielwelt gibt es kaum was auszusetzen. Die deutsche Synchronisierung ist bei aller Befürchtung besser als erwartet. Vor allem die Hauptcharaktere wurden gut vertont, obwohl nicht jede Gefühlslage gut rüber kommt. Bei den Nebenfiguren hat sich CD Projekt leider nicht allzu viel Mühe gegeben, da sind einige Stimmen sehr unpassend. Das löst die englische Spracheausgabe wesentlich besser. Ja ich möchte fast von Perfektion reden. Gut das einem die Wahl bleibt welche Sprache zu hören und zu lesen ist, beides kann nämlich getrennt voneinander eingestellt werden.

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Fazit:

ZitatSicher könnte man hier was abziehen und da was abziehen. Bei aller Kritik die vergeben wurde, sollte nicht vergessen werden das wir hier auf wirklich sehr hohen Niveau Meckern. Denn The Witcher 2 ist ein verdammt durchdachtes Rollenspiel, was zu jeder Zeit bemerkbar ist. Dieses Game verdeutlicht wie Qualität aussehen muss, egal ob Gameplay, Grafik oder Story. Keiner dieser Punkte hat einen dermaßen großen Mangel um eine heftige Kritik äußern zu müssen. Unter einer Voraussetzung! jeder der The Witcher 2 kauft, sollte sich im klaren sein das es sich um ein Spiel für Hardcore-Gamer handelt. Der Schwierigkeitsgrad ist auf „Normal“ nichts für zwischendurch. Wer sich darauf aber einlassen kann, der wird eines der intensivsten Rollenspiele der letzten Jahre bekommen. Skyrim und andere Größen des RPG Genres müssen richtig nachlegen.

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