Pure Pool: Review – Schicke Kugeln die nicht Einlochen

Also normalerweise gehören beliebte Sportspiele wie Fußball, Eishockey oder Basketball schon zum jährlichen Standard in der Branche. Gekauft wird was man kennt, da haben Randsportarten logischerweise das Nachsehen. Allerdings wird neben Golf (ja leider auch ein dezent genutzter Sport, sorry allen Karoträgern), Billard noch am häufigsten für Konsole und PC umgesetzt. Wie cool es also wäre, eine grafisch opulente Billard-Simulation mit Tiefgang zu spielen. Eines der besagten Elemente hat Entwickler VooFoo Studios für Pure Pool sogar richtig gut umgesetzt, leider fehlt es aber an Motivation.

Titel: Pure Pool
Plattform: PC, PS4
Entwickler: VooFoo Studios
Publisher: Ripstone
Genre: Sport
USK/PEGI:
Spieler: Offline 1 / Online 2
Release: 31.07.2014
Offizielle Seite

Achtung! Kaltes Wasser

Pure Pool hält sich beim Start nicht lange mit solchen Dingen wie Intro oder Hauptmenü auf. Ihr werdet direkt mit einem cineastischen Kameraschwenk zum nächsten Tisch gebracht, ab da liegt es bei euch. Die rudimentäre Einführung erklärt lediglich kurz die Steuerung, das Regelwerk und kleinere Finessen, ein Tutorial sucht ihr vergebens. Immerhin könnt ihr Probespiele absolvieren so oft ihr wollt. Die Cue-Kontrolle funktioniert per Maus und Tastatur allerdings auch ohne Einführung recht ordentlich, jedoch merkt man schon das Pure Pool stark für Controller ausgelegt wurde. Selbst das aufrubare Menü auf dem Tisch, lässt sich nicht konsequent mit Maus bedienen, andere Menüpunkte gehen dann wiederum doch zum Klicken, sehr merkwürdig.

Zahlen statt Trophäen

Egal, wir wollen sowieso nur Weltmeister werden, Kohle scheffeln und die Karriereleiter aufsteigen. Ähem ja! So genau nimmt es der Ruhm in Pure Pool dann aber doch nicht. Es gibt zwar aufeinanderfolgende Matches gegen die KI, aber all das ist weder Inszeniert, noch präsentiert das Spiel mir einen Gegner, in verschiedenen Szenarien bewegen wir uns auch nicht und wir bekommen leider auch keine Chance uns aktiv aufzuwerten oder etwas zu kaufen. Wenn es neue Inhalte gibt, dann können wir diese lediglich freischalten. Darunter zu finden sind beispielsweise Tische und neue Cue’s, welche auch einen spielerischen Effekt haben. So, und das war es dann auch schon wieder mit Bestätigung für das Ego. Als Karriere kann das ehrlich gesagt nicht gelten, sondern als nur sehr runtergebrochener Singleplayer. Denn auch wenn die KI selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad fordernd ist, dient der Karriere-Modus nicht mehr als zum üben. Das ist richtig schade, weil selbst ein World Snooker Championship von 2009 bot mehr Abwechslung und Inszenierung.

Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass der Multiplayer wohl das Herzstück sein soll und deswegen auch viele Abstriche im Singleplayer gemacht wurden. Allerdings bieten die Online-Matches nicht viel mehr an Motivation. Ein Ranking System zeigt auf, wie gut ihr spielt und wo ihr euch einsortiert. Zusätzlich legt ein Ligensystem fest, auf welchen Gegner ihr trefft, um Anfängern einen besseren Start zu gewähren. Alles sehr positive Elemente im punkto Statistik, aber leider auch hier, wo sind die Inhalte? Warum soll ich gewinnen wenn ich meine Erfolge ja doch nur Ablesen kann? Warum gibt es keinen Trophäenraum mit meinen Pokalen? Oder Erweiterungen für meinen Cue? Personalisierungen, Turniere mit Ingame-Preisen, einfach ein Schulterklopfer der sagt: „gut gemacht.“ Sowas bietet Pure Pool einfach nicht und eignet sich demnach nur für ein kleines Spielchen für zwischendurch. Um Tiefe zu kreieren fährt der Titel wahrlich zu wenig auf und zieht in Sachen Inhalt sogar gegen ältere Genrevertreter den kürzeren.

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Ein geleckter Lichtblick

Nach so viel negativen Geschimpfe kommen wir nun endlich zu einigen sehr cool umgesetzten Punkten. Beispielsweise die Physik, welche ein sehr haptisches Gefühl auf Controller bzw. Maus und Tastatur vermittelt. Gezielt werden kann millimetergenau und dank verschiedener Schwierigkeitsgrade könnt ihr auf Zielhilfen zurückgreifen. Ein Gefühl für den Stoß muss man aber trotz Hilfen erst entwickeln, Pure Pool steuert sich logischerweise sehr analog und ihr bekommt sofort ein Feedback wenn die Kugel gut oder schlecht getroffen wurde. Ohnehin macht der Titel trotz vieler Mängel am Tisch fast alles richtig.

Ebenso positiv kommt die Optik daher, fast schon wie geleckt sehen die Partien aus. Zwar werden keinerlei Charaktere dargestellt wie es noch im Trailer suggeriert wird (nochmals, sehr schade), jedoch sehen die Kugeln wahnsinnig plastisch aus und die Billardtische mit ihrem samtigen Tüchern vermitteln einen schönen räumlichen Look. Besonders gefallen haben auch die coolen Kameraeinlagen, wenn die schwarze Acht kurz davorsteht eingelocht zu werden. Da wird ein Cue-Stoß schon mal zum epischen Zeitlupenmoment und der Herzschlag pocht lauter bis der Sieg eingefahren wurde…Stress lass nach.

Was die Soundkulisse betrifft, so hat Pure Pool eine dezente Hintergrundmusik die weder nervt noch irgendwie heraussticht. Ist auch besser so, denn mitten in der Konzentration kann man sowieso kein Hardcore-Metal-Boom-Boom gebrauchen. Allerdings hatte ich in meinem Test einen technisch eigenartigen Bug. Es war mir nämlich nicht möglich, den Sound über mein Headset wiederzugeben und bis jetzt existiert dieser Fehler immer noch, sogar mit anderen getesteten Headsets. Wobei das Ambiente richtig authentisch klingt, nicht selten fühlte ich mich wie in der Kneipe nebenan, wo ich ein oder zwei Bierchen zwitschere.

Fazit:
Ach! Das war wieder nichts mit einer coolen Billard-Erfahrung. Pure Pool probiert es ja, mit einer verhältnismäßig hübschen Optik, authentischen Gameplay und einer netten Soundkulisse. Doch ein echter Billard-Spieler bestreitet schließlich auch kein Match nur für einen Tafeleintrag. Es fehlt leider in vielen Ecken an Details, Inhalten und das gewisse Bling Bling. Zudem will man eine Motivation haben warum man diesen oder jenen Gegner fertig macht. So bleibt es letztlich bei nüchternen Zahlen und Namen, wo wiederum im Kern ein schönes Sportspiel steckt.

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